Freitag, 31. Oktober 2014

In eigener Sache

wie soll ich mich
auskennen in mir
womit soll ich mich
ausweisen im leben
wenn meine gedanken
ihre eigene ordnung wählen
in was soll ich mich
hineinfinden
wenn ich nicht
aus mir herausfinde
wo soll ich bleiben
wenn meine mitte
leer geworden ist



Hermann Josef Schmitz



Ein schönes Wochenende mit langen Lichtzeiten und voller Mitte.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Sehnsucht

auch der achte herbst begann
zeit geriet aus dem rhythmus
menschen waren gegangen
ich sehnte mich nach der ferne
in der ich zu selten wohnte
bäume blühten und verblühten
menschen änderten meinungen
das gelobte land lockte mit verheißungen
die es persönlich nicht erfüllen wollte
wenn die nachtflüsse anstiegen
vermisste ich noch mehr deine nähe
wie so vieles ungeschehene
auch der achte herbst begann
bäume grüßten mich mit schütterem geäst
wie einen alten weggefährten
das fensterlose herz verbarg
die gebrochene rose im finsteren



Hermann Josef Schmitz

Montag, 27. Oktober 2014

Hinter Glas

wir lagen im glas
abnehmender zeit
hinter der tür
legte die nacht
regenblüten in 
kommende träume
wir lagen wort an
wort auf den lippen
goldfäden eines zurück
gelegten tages
wir lagen in haut
gehüllt hinter glas



Hermann Josef Schmitz

Samstag, 25. Oktober 2014

Abgebrannte Rosenfeuer

sonntags in den straßen
mit den geschlossenen läden
wenn die trostlosigkeit
an jeder ecke plündert
wenn jede neue eitelkeit
sich ihren depressionen widmet
wenn nichts bleibt
als ein leerer mund
wenn kein arm in einem
haus dein sehnen stillt
dann bleibt ein bitterer geruch
von abgebrannten rosenfeuern



Hermann Josef Schmitz




Donnerstag, 23. Oktober 2014

In mir die Tage nähren

ein sonnenschiff hat am waldufer geankert
unerwartet begegnet mir ein pfauenauge
gras wispert und schüttelt den letzten tau ab
ein himmel der herbstblau vergeht
die räkelnde haut nach der ich mich sehne
und alles wie einen augenblick versiegeln
und in mir die tage nähren
wenn die schütteren tage kommen
wenn dein lippenschwung in der ferne ist
und in mir tage nähren
wenn die bäume sich nicht mehr strecken
und das licht sich zu schnell verschwendet
und in mir die tage nähren
bis du dich mit mir freust
am blätterflug hinter dem himmel herbstblau



Hermann Josef Schmitz

Dienstag, 21. Oktober 2014

Jahre zurück

ich erinnerte mich an eine umarmung
in der wir die worte beiseite legten
unsere lippen schriftzeichen wurden
atemlos blieb die feuchte luft über den flüssen
nichts kleidete den zeitlosen raum
wir blieben hungrig und schrieben
landkarten neu für unser leben
immer erinnert an diesen laut
als der wind durch die maisfelder trieb
leise unwiderstehlich und ohne entrinnen
kamst du zu mir und ich wusste
um die reise die wir antraten
zu den altären der meere
und dem vermächtnis der graswälder



                                                                      für Annemarie


Hermann Josef Schmitz





Und eine kleine Auswahl neu erworbener Musik, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Aber allesamt sehr hörbar und bereichernd.